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Beitrag vom 05.07.2018
DIE FRAU, DIE VORAUSGEHT - Kinostart: 5. Juli 2018
AVIVA-Redaktion
Das von Susanna White bildgewaltige Historienepos basiert auf der Biografie der Künstlerin und Aktivistin Catherine Weldon, die Ende des 19. Jahrhunderts ihrer Zeit weit voraus war. Eine ergreifende Geschichte von weiblicher Emanzipation und vom Freiheitskampf eines diskriminierten Volks, dessen Häuptling Sitting Bull in Catherines Kunstwerken weiterlebt.
New York, im Frühjahr 1889.
In hohem Bogen fliegt ein Ölgemälde durch die Luft und landet krachend im Fluss. Es zeigt das Portrait des verstorbenen Ehemanns der Malerin Catherine Weldon (Jessica Chastain), einer schönen, selbstbewussten und vor allem willensstarken Frau. In diesem Moment lässt sie nach einjähriger Trauerzeit ihr altes Leben hinter sich und ist bereit für den Neuanfang – für den Aufbruch in eine andere Welt.
Es ist ein beiläufig erzählter, aber doch symbolischer Moment, mit dem Regisseurin Susanna White ihren Film beginnt.
Catherine, die sich schon als junges Mädchen mit der Geschichte der IndianerInnen beschäftigt hatte, hat einen Traum: Sie will den legendären Stammeshäuptling und Medizinmann der Hunkpapa-Lakota-Sioux portraitieren: Sitting Bull (Michael Greyeyes), der lange erfolgreich Widerstand gegen das US-Militär leistete und nun in einem Reservat in North Dakota ein einfaches Leben führt. Und genau dorthin reist Catherine: Ganz allein tritt sie als wahre Pionierin diese Reise an, indem sie auf die gesellschaftliche Konvention genauso pfeift wie auf den männlichen Chauvinismus, der sich ihr in den endlosen Weiten des Wilden Westens in den Weg stellt.
Nach der ebenso beschwerlichen wie gefährliche Reise macht sich Catherine vor Ort mit ihrer romantischen Vorstellung von einem selbstbestimmten Leben im "Wilden Westen" jedoch schnell Feinde. Vor allem Colonel Groves (Sam Rockwell) ist die selbstbewusste Witwe mit ihrer Sympathie und Engagement für die amerikanischen UreinwohnerInnen ein Dorn im Auge. Mit allen Mitteln versucht er, die unbequeme Frau wieder loszuwerden. Häuptling Sitting Bull hingegen lernt Catherine als einen friedfertigen und besonnenen Mann kennen, dessen Vertrauen und Zuneigung sie bald gewinnt. Sie beeindruckt ihn so sehr, dass er der mutigen und unangepassten Malerin den indianischen Namen "Frau geht voraus" gibt. Als Colonel Groves und seine Leute beginnen, die letzten Stammesmitglieder auszuhungern und zu vertreiben, muss Catherine sich entscheiden, wie weit sie im schicksalhaften Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit bereit ist zu gehen.
Der Cast
Die grandiose Jessica Chastain verleiht der Künstlerin und Aktivistin Catherine Weldon Stärke und Sanftheit zugleich. Der legendäre Sioux-Häuptling Sitting Bull, eindrucksvoll verkörpert vom Kanadier Michael Greyeyes lehrt sie in der unendlichen Weite des amerikanischen Westens vor allem eines: richtig zu leben. In weiteren Rollen glänzen Oscar-Preisträger Sam Rockwell als unbelehrbarer US-Soldat, sowie Ciarán Hinds, Chaske Spencer und Bill Camp.
Regisseurin Susanna White zu ihrer Motivation, den Film zu machen: "Als ich noch klein war, arbeitete mein Vater bei der Hudson´s Bay Company in London. In der Lobby war ein echtes Sioux-Indianerkostüm ausgestellt, ein Kriegs-Outfit mit Kopfschmuck und Mokassins. Jedes Mal, wenn ich dort war, habe ich es mir angesehen. Western habe ich damals auch geliebt. (…) Nachdem ich die Filmhochschule abgeschlossen hatte, wurde ich zu einer Hopi-Zeremonie eingeladen. Das war ein großes Privileg und etwas, das ich nie vergessen habe – diese uralte Kultur da draußen auf der Hochebene.
Gleichzeitig habe ich mich auch immer schon für die Biografien von weniger bekannten Künstlerinnen interessiert. Einer meiner ersten Filme war Teil einer Dokumentarreihe über britische Malerinnen. Insofern war dieses Skript für mich maßgeschneidert."
AVIVA-Tipp: Die Geschichte der Künstlerin und Aktivistin Catherine Weldon war bis zur filmischen Umsetzung durch die Regisseurin Susanna White und das Filmteam nur eine Fußnote in der Biographie von Sitting Bull, eine weitere vergessene Frauenbiographie. Und doch war sie eine reale Person, eine Frau und eine alleinerziehende Mutter, die gegen alle Widerstände ein selbstbestimmtes Leben geführt und dabei bis ins hohe Alter die Sioux in ihrem Kampf um ihr Land unterstützt hat. Daneben richtet der Film auch den Blick auf die bis heute andauernde Gewalt, den Genozid, Diebstahl, die Auslöschung und Vertreibung gegen die indianischen Völker durch die US-Regierungen beinahe aller Epochen.
Die HauptdarstellerInnen
JESSICA CHASTAIN (Catherine Weldon) schaffte ihren Durchbruch 2011, als sie binnen eines Jahres in einem halben Dutzend Produktionen zu sehen war, darunter THE HELP von Tate Taylor, der ihr Nominierungen für den Oscar und den Golden Globe einbrachte, sowie die Familiendramen TAKE SHELTER – EIN STURM ZIEHT AUF von Jeff Nichols und THE TREE OF LIFE von Terrence Malick. Seither hat sie sich auf große, meist dramatische Stoffe spezialisiert. Für Kathryn Bigelows packenden ZERO DARK THIRTY (2012) gewann sie den Golden Globe und eine weitere Oscar-Nominierung. Es folgten unter anderem die Strindberg-Adaption FRÄULEIN JULIE (2014) und das Crime-Drama A MOST VIOLENT YEAR (2014). Einen Hang zu gehobenen Fantasy- und SciFi-Stoffen demonstrierte sie mit INTERSTELLAR (2014) von Christopher Nolan, DER MARSIANER (2015) von Ridley Scott, CRIMSON PEAK (2015) von Guillermo del Toro und THE HUNTSMAN & THE ICE QUEEN (2016).
In den letzten Jahren begeisterte Chastain zumeist in der Rolle der starken Einzelgängerin. DIE FRAU, DIE VORAUSGEHT hätte auch der Titel für das packende Politdrama DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT (2016) sein können, in dem Chastain als raffinierte und knallharte Lobbyistin zu sehen ist. Darüber hinaus brachte ihr MOLLY´S GAME: ALLES AUF EINE KARTE (2017), in dem sie als Glücksspiel-Unternehmerin reüssiert, erst kürzlich eine weitere Golde-Globe-Nominierung ein.
Chastain wurde 1977 im kalifornischen Sacramento geboren. Sie ist die Tochter einer Köchin und eines Rockmusikers und begann ihre Karriere am Theater. Ab 2004 spielte sie erste Rollen in TV-Serien, 2008 debütierte sie mit dem Teenager-Roadmovie JOLENE auch fürs Kino. Als nächstes wird sie als Schurkin in Simon Kinbergs X-MEN: DARK PHOENIX (2019) zu sehen sein und soll – ebenfalls unter der Regie von Kinberg – auch eine der Hauptrollen im Spionage-Thriller 355 an der Seite von Penélope Cruz, Marion Cotillard und Lupita Nyong´o übernehmen.
MICHAEL GREYEYES (Sitting Bull), geboren 1967 im kanadischen Qu´Appelle Valley, Saskatchewan, arbeitet als Schauspieler, Choreograph und Regisseur. Er ist ein Angehöriger der First Nations, sein Vater gehört der Muskeg Lake First Nation an, seine Mutter der Sweetgrass First Nation. Er machte eine Schauspielausbildung an der Kent State University.
Seine Karriere begann 1993 mit dem TV-Movie "Die Blutrache des Geronimo". Er hatte Gastauftritte in zahlreichen Fernsehserien wie "Walker, Texas Ranger" (1999), "Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft" (1997), "Numb3rs – Die Logik des Verbrechens" (2005), "American Gods" (2017) und "Fear the Walking Dead" (2017). 2005 gehörte er zum Cast von Terrence Malicks THE NEW WORLD. 2019 wird er in der dritten Staffel der populären Crime-Serie "True Detective" zu sehen sein.
Zur Regisseurin: SUSANNA WHITE legt mit DIE FRAU, DIE VORAUSGEHT ihren dritten Spielfilm nach dem cleveren Agententhriller VERRÄTER WIE WIR (2016) und dem Familienhit EINE ZAUBERHAFTE NANNY – KNALL AUF FALL IN EIN NEUES ABENTEUER (2010) vor. White wurde 1960 in England geboren. Schon als kleines Mädchen drehte sie Filme mit einer Super-8-Kamera. Später studierte sie Film an der UCLA in Los Angeles. Ihre Karriere begann sie als Dokumentarfilmerin für die BBC. Ab 2001 inszenierte sie zahlreiche britische Serien und TV-Movies. Für "Bleak House" gewann sie 2005 einen BAFTA-Award. Ihre Miniserie "Jane Eyre" (2006) brachte ihr eine Emmy-Nominierung ein. Es folgten unter anderem Episoden für "Generation Kill" (2008), "Parade´s End – Der letzte Gentleman" (2012), "Boardwalk Empire" (2011) und "Masters of Sex" (2015).
DIE FRAU, DIE VORAUSGEHT
(OT: WOMAN WALKS AHEAD)
USA 2017
Ein Film von Susanna White
Dialogbuch & Regie: Elke Weber Moore
Drehbuch: Steven Knight
DarstellerInnen: Jessica Chastain, Michael Greyeyes, Sam Rockwell, Chaske Spencer, Ciarán Hinds, Rulan Tangen, Chaske Spencer, Bill Camp, Louisa Krause, u.v.a.
102 Minuten
Im Verleih von TOBIS FILM GMBH
TOBIS FILM präsentiert in Zusammenarbeit mit IM GLOBAL eine BEDFORD FALLS und BLACK BICYCLE ENTERTAINMENT Produktion in Zusammenarbeit mit POTBOILER PRODUCTIONS und LIPSYNC
Synchronfirma: Christa Kistner Synchronproduktion GmbH
Kinostart: 5. Juli 2018
Mehr zum Film und der Trailer unter: die-frau-die-vorausgeht und www.facebook.com/TobisFilmclub
Mehr zum Thema:
Das Buch "Woman Walking Ahead: In Search of Catherine Weldon and Sitting Bull" von Eileen Pollack (erschienen 2002 und 2003, ausgezeichnet mit dem WILLA finalist award).
Mehr Infos unter: eileenpollack.com
Caroline Weldon fertigte insgesamt vier Ölportraits von Sitting Bull an, von denen jedoch nur zwei erhalten sind. Eines befindet sich in der Sammlung der North Dakota Historical Society in Bismarck, ND, und das zweite im Historic Arkansas Museum in Little Rock, AR.
Andauernde Diskriminierung
Heute kämpfen die Sioux in Standing Rock gegen die Errichtung der knapp 2.000 Kilometer langen DAPL Öl-Pipeline (Dakota Access Pipeline), die vier Staaten beliefern soll, dabei aber die Wasserversorgung der Stämme aus dem Missouri River bedroht, gegen geltende Verträge verstößt und heilige Stätten zerstört. Die gegenwärtige Administration ignoriert die bestehenden Verträge und die Probleme der Lakota-Nation.
Mehr Infos unter: www.standingrock.org und sacredstonecamp.org
Quelle: TOBIS FILM GMBH